Samstag, 27. Juli 2013

Die einzige zu rechtfertigende Religion müsste die der Realität sein. Nichts als der echte Augenblick, die reine Anwesenheit, das Unerreichbare weil immer gerade Erreichte kann bedeutsam sein, denn nur hier entzünden sich die Geschichten. Geschichte, das meint Erzählung, also die Darstellung von Abwesendem. Geschichte heißt auch Kristallisation, das im unveränderlichen Stillstand verharrende Unsichtbare. Nur der jetzige Moment ist in unserem Bewusstsein hell und flüssig. Wie ist es möglich, dass dieser Gedanke niemals die Blüte erreicht hat, die ihm angemessen wäre - die Erkenntnis der aktuellen Realität als Dreh- und Angelpunkt allen Geschehens?


(2013)

Hätte nicht spätestens die Entwicklung der Fotografie diese "Religion" hervorbringen müssen, weil sie uns das Daseiende vor Augen führt, indem sie es da sein lässt? Damit ist keinesfalls stumpfer Empirismus und Technikvernarrtheit gemeint. Das hat es zur Genüge gegeben mit teilweise den entsprechend fatalen Folgen, die damit einhergehen mussten. Der Fehler dabei war, die Werte mit ins Bild nehmen zu wollen, die sich eigentlich überhaupt nicht mit der Erfahrung von Realität vertragen. Werte sind Ideale, die zwangsläufig an der Strahlkraft des Reellen zugrunde gehen. Sie lösen sich schlicht und einfach auf wie Nebel im Licht der aufgehenden Sonne. Keine einzige menschliche Idee findet Platz in diesem minimalen Raum, der sich mit dem tatsächlichen Augenblick auftut - erst recht nicht die Vorstellung eines sprechenden und meinenden Gottes.

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The only justifiable religion must be the one of reality. Nothing can be meaningful but the true moment, the pure presence, the aspect of the unreachable that is always just reached, because that is where stories are ignited. History means telling - the display of something absent. History means crystallization, the invisible that remains in unchangeable standstill. Only this very moment is bright and fluid in our consciousness. How is it possible that this thought has never drawn an appropriate attention as it is the insight in current reality as the cardinal point of all events?

The evolution of photography should have had created this "religion" at the latest because it shows us everything that is there quite plainly by letting it be there. This is far from dull empiricism and technology's infatuation. We have had that already with all it's partially fatal consequences. The fault was to try to bring the values into the picture, but values actually cannot get along with the experience of reality. Values are ideals that have to die off in the brightness of reality. They simply dissolve like mist in the light of the rising sun. Not even a single human idea finds room in the minimal space of the real moment - particularly not the imagination of a speaking and meaning god.

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