Donnerstag, 18. Juli 2013

Da ist er also, dieser eine Moment, und ich muss gestehen, dass er immer größer war als ich selbst, dass ich nie ganz bereit war, ihn völlig in mich aufzunehmen. Da sind immer und immer wieder diese kleinsten Dinge, die fliehen vor meinem Blick, weil es doch nicht genügt, die Augen zu öffnen, um zu sehen. Reichten überhaupt meine Ideen aus, das Dasein zu fassen? Vielleicht nicht diejenigen, die ich erworben sondern nur die, die ich mitgebracht habe. Aber kann es denn tatsächlich etwas geben für mich, das älter ist als ich selbst? Ich schaue und schaue und dann denke ich: Weil es jetzt passiert, passiert es ständig.

Kann ich denn nicht schon in diesem Moment alles gewesen sein, was ich sein kann? Den möchte ich erst einmal kennenlernen, der mir sagen könnte, warum nicht. Er müsste mir dann schon erklären, welcher Stein oder welcher Tropfen mich denn davon abgehalten hat, nicht den Weg zu wählen, den ich gewählt habe, nicht die Worte zu gebrauchen, die ich benutzt habe. Und überhaupt - wie verwandeln sich denn Steine in Worte durch mich?


(2011)

Wenn ich selbst eine Antwort geben müsste, bliebe mir kaum etwas anderes zu sagen als: Ich war dieser Moment. Zwischen ihn und mich passt kein Blatt Papier, keine Folie, die etwas anderes tragen könnte als ihn oder mich. Wir bedingen einander. Ins Dasein aufzutauchen hieße dann festzustellen, dass es keine Tiefe hat, aus der man kommen könnte. Unter der Oberfläche bliebe dann alleine die Abwesenheit zurück, die so viel bedeutet wie: Es kann sein, es kann aber auch nicht sein. Die Oberfläche ist also die Wahl, die getroffene Entscheidung. Was nicht da ist, ist unsichtbar - was unsichtbar ist, ist nicht da... Ich kann nicht einmal mein eigenes Gesicht sehen.

War dies dann der Moment, der bereit war, mich aufzunehmen? Ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich einige Schritte auf ihn zu gegangen bin, um mich in ihn zu stürzen. Wer weiß, wohin. Vielleicht dahinter etwas vermutend, erwartend. Da war das Gefühl, jetzt etwas Wichtiges zu tun und nicht nur zu warten. Schließlich empfinde ich es als eine Zumutung, allein der Zeit alles zu überlassen. Womöglich hat auch dieser Moment nur auf mich gewartet, um sich endlich zu erfüllen durch meine Tat und sich dann niederzulassen in meiner Geschichte.

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There it is finally, this single moment and I have to admit that it has always been greater than me and that I was never actually prepared to absorb it completely. There are always and always again these most small things that flee from my gaze because it is simply not enough to open your eyes for seeing. Would my ideas even suffice to capture existence? Perhaps not those that I acquired but the ones that I brought with me. But could something possibly exist for me which is older than me? I look and look and then I think: Because it happens now, it happens forever.

Couldn't I have been everything that I can be in this one single moment? I would really like to get to know the person who could tell me why I could not. He would then have to explain to me which stone or which drip should have restrained me from not choosing the way I have chosen and not using the words I have used. Actually - how do stones become words through me?

If I had to give an answer myself, there would be nothing left to say but: I was this moment. No piece of paper would fit there between me and it, no sheet that could carry anything but it or me. We condition each other. To emerge into existence then means to recognize that it has no depth from which you could come. Below the surface there would stay absence alone and it's meaning would be: to be or not to be. So the surface is choice, the reached decision. What is not there is invisible - what is invisible is not there... I cannot even see my own face.

Was this the moment that was ready to absorb me? I can remember very well taking a few steps toward it to hurl myself into it. Who knows whereto? Maybe assuming, expecting something behind it. There was this feeling to do something important now and not just to wait. After all I consider leaving everything to the passing of time as an unreasonable demand. Maybe this moment also just waited for me to fulfill itself finally through my act and to settle then in my history.

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