Montag, 23. März 2015

Ein Wechsel des Ortes, meinen Ort als den fremden beschreiben, nicht über den Ort sprechen

Das Gepäck ist auch, wie ich Zigaretten kaufe, nicht nur, wie sie schmecken. Dass ich alles wieder so unbewusst tun kann, wie ich es da tue, wo ich mich auskenne. Dass die meisten Überraschungen sich schnell in Erwartungen verwandeln und dass es mühsam sein kann, Anderssein aufrecht zu erhalten. Eigentlich stellt mich die Verflechtung infrage, nicht die Unterschiede, die sich sowieso aus gemeinsamer Kommunikation ergeben. Ich fange an, nicht mehr an die Kraft dieser Unterschiede zu glauben, da ich gesehen habe, dass sie von derselben Hand gezeichnet und belebt werden. Man muss sich nur fortbewegen und versuchen, sich daran zu erinnern, dass man nicht da ist. Wie lange kann das gelingen? Eine Reise durch das Rhizom ist stets ohne Heimkehr.

Von gegenüber aus betrachtet bin ich zu Hause. Von dort aus fällt es leichter und schwerer, mich zu sehen, denn ich bewege mich ziemlich gedankenlos. Die Logik eines Habitats folgt nicht zwingend dem Logos, den Prinzipien seiner Umgebung, was viel mit der durch Einhausung bedingten Blindheit für äußere Gegebenheiten zu tun hat. Meine Selbst-verständlichkeit ist die träge Masse jeder analytischen Bewegung meines Kognitionsapparates. Man selbst sein, sich ganz wie zu Hause fühlen und doch ein Gast freundlicher Leere. Es ist leicht und schwer, sich nicht wieder zu erkennen.

Ist der Ort nicht vielmehr Gesicht? Er hat mehr Duft und Geschmack als einen Namen beziehungsweise ist sein Name Geschmack und Duft. Wo ich ihn finde, finde ich ihn dort. Ihn zu nennen heißt bereits, sich von ihm zu entfernen, den Schnitt zu machen zwischen mir und ihm und anderen, verschiedenen Orten. Bedeutet das aber, dass die Unterschiede am Ende gerettet sind? Dass ich mich nicht verliere in der Fremde, indem sie mir gleich wird? Auch ich bin Gesicht, Gestalt, Farbe unter Farben. Aber ich bin es unbewusst. Ich kaufe die Zigaretten, indem ich sie kaufe. Ich kaufe sie nicht anders als ich. Im Modus des Wie entstehen Schattierungen - Unterschiede, die sich nicht ausschließen können, die fließen. So wie Auge und Braue zu einem Ausdruck zusammenwirken und dieser Ausdruck an Auge und Braue klebt. Unmöglich zu trennen, unmöglich zu sagen.


(2014)