Sonntag, 7. April 2013

Kann denn dieses Bild irgendeine Form von Antwort sein? Vielleicht in der Art, dass es etwas wieder-gibt, was sonst verloren wäre? Aber was habe ich denn davon, dass ich es behalte? Wohl vor allem, dass ich mich daran halten kann. So gesehen ist es weniger eine Antwort als vielmehr ein Trost, eine Geste des Haben-dürfens, die mich beruhigt, indem sie mir etwas an die Hand gibt, mich daran zu klammern. Es hebt mich auf im Raum der Erinnerung und des Empfindens, also faktisch und emotional. Das Tatsächliche bildet sich in mir ab, die Welt ist mir Gefühl geworden. Es ist die innere Re-Präsentation äußerlicher Wirklichkeit.

Darin liegt das Besondere, denke ich, dass eben etwas zurückkommt, heimkehrt, könnte man sagen. Die Begegnung hat stattgefunden, einmalig, unwiederholbar. Aber andererseits tröstet mich die Vorstellung jener scheinbaren oder möglichen Welt objektiver Vergangenheit, aus der etwas kommen kann. Da bin ich, sind wir, ist es gewesen. Ich kann darüber verfügen, aber es ist nicht der Besitz, der mich reizt. Es ist die Gewissheit!


(2012)

Das, was nicht verblasst, hält man gemeinhin für das Beste, weil Gegebene oder das Wahre, weil Bewährte. Aber ich sehe doch mit der Zeit, dass ich selbst diese Auswahl getroffen habe. So bin ich wohl auch in gewisser Hinsicht für meine Bilderwelten verantwortlich. Zumindest mitverantwortlich. "Der Beobachter greift ein", lehrt uns die Quantenmechanik und das erscheint mir verständlich. Der Beobachter ist schließlich stets eingebunden, verwoben mit dem Gegenstand seines Schauens. Ganz unphysikalisch lebt mein Bild in mir und mit mir.

Die Frage an mein Bild heißt mich in Frage zu stellen, heißt über mich nachzudenken und führt mich so - wie sollte es auch anders sein - zurück zum Bild. Da erkenne ich diese kindliche, kaum zu benennende Angst, aus der Welt zu fallen, irgendwie, diese unwissende, ahnende Furcht vor dem Tod, der nicht kommt, aber möglich ist. Und da begreife ich den Sinn der Tröstung: Sie schenkt Bindung und Raum.

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Can this picture be a sort of answer? Maybe in a way that it is re-producing something which would be lost otherwise? But what use has it for me to keep it? Probably that I can use it to hold on to it. So it is more a thing of solace than an answer, a gesture of being-allowed-to-have which calms me by handing me something to grab. It keeps me in a place of memory and sentiment, so it has a factual and an emotional aspect. Reality pictures itself inside me, the world has become my sentiment. It is the inner re-presentation of outer reality.

This is something exeptional, I think, that something is coming back, you could say it's returning home. The encounter has taken place, singular, unrepeatable. But on the other hand I am taking comfort in the conception of an apparent or possible world of objective past from where something can come back. There I am, here we are, it has been. I have it available but it is not this possession that is exciting me. It is certainty!

One is used to mistake what is not fading away to be best just because it is given or true just because it is established. But I begin to realize that it is me who has made that selection. So I happen to be responsible for my world of images in a way. At least partly responsible. Quantum mechanics is telling us that "the observer is interfering" and this appears comprehensible to me. The observer is always involved, inweaved with the object of his sight. Very unphysically there is an image living inside me and with me.

Every question to my image means to question me, means thinking about me and is leading back to - whereever else - the image. Then I recognize this childish dread of falling out of the world which is so hard to name, this unknowing but guessing fear of death which is not coming but able to come. At that point I understand the meaning of this solace: it delivers binding and space.

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